Pflanzen für Kinderzimmer – im „Urban Jungle“ spielt und lernt es sich besser
Wie gut sind eigentlich Pflanzen fürs Kinderzimmer geeignet? Früher waren sie eher oldschool, heute sind sie das Must-have in der Wohnungsdekoration: Zimmerpflanzen! Sie feiern aktuell bei der jüngeren Generation ihr großes Comeback. Auch vor Kinderzimmern macht der Trend nicht halt. Von Monstera bis Bogenhanf, die Botschaft lautet immer: Pflanzen machen nicht nur die Wohnung schöner, sondern auch glücklicher. Doch bei der Frage, wie bedenklich oder sinnvoll es ist, Kindern einen grünen Mitbewohner anzuvertrauen, herrscht weiterhin Uneinigkeit. Während die einen auf Raumklima und Raumluft verbessernde Pflanzen schwören und deren positive psychische Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hervorheben, fürchten sich andere vor eventuellen Nebenwirkungen und giftigen Zimmerpflanzen.
Sauerstoffräuber und Schimmelquellen?
Zahlreiche wissenschaftliche Studien konnten bereits die positiven Auswirkungen von Pflanzen auf Menschen belegen. Dennoch halten sich manche Annahmen hartnäckig – unter anderem die, dass Zimmerpflanzen nachts kleine Sauerstoffräuber seien. In der Theorie ist das auch richtig: Eigentlich sind Pflanzen dafür bekannt, durch Photosynthese Sauerstoff zu produzieren. Zwar benötigen sie auch tagsüber Sauerstoff für den Vorgang, allerdings wird dieser Bedarf durch die Aufnahme von Kohlendioxid ausgeglichen. Zieht man eine Bilanz, so liegt am Ende bei Tageslicht ein photosynthetisch erzeugter Sauerstoffüberschuss vor.
Die pflanzliche Photosynthese läuft allerdings nur dann ab, wenn Licht vorhanden ist. Da das nachts nicht der Fall ist, wird die Photosynthese eingestellt und die Pflanzen produzieren keinen Sauerstoff mehr. Inaktiv sind sie deshalb aber noch lange nicht – während wir schlafen, nehmen unsere grünen Zimmergenossen Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab.
Sie stehlen uns sozusagen ein bisschen Sauerstoff. Das klingt schlimmer, als es tatsächlich ist: Zimmerpflanzen verbrauchen nachts wesentlich weniger Sauerstoff als ein Haustier oder ein Mensch. So lange das Zimmer also nicht komplett begrünt ist, müssen wir uns sich keine Sorgen machen, dass uns die grünen Mitbewohner nachts Sauerstoff klauen. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, der kann für die Begrünung in den eigenen vier Wänden Pflanzenarten wählen, die nachts keinen Sauerstoff benötigen. Dazu gehören beispielsweise Bogenhanf, Aloe und Orchideen.
Auch die Angst vor Schimmel hält einige davon ab, ihren Kindern Grünpflanzen anzuvertrauen. Doch können Topfpflanzen wirklich Gründe für Schimmel sein? Zwar kann sich in Pflanzenerde tatsächlich Schimmel bilden, problematisch wird es aber nur dann, wenn man zu häufig gießt. Dadurch kann sich das Wasser in der Blumenerde absetzen, die anschließend anfangen kann zu faulen. Das wiederum ruft Schimmel hervor. Für den Fall, dass Sie Schimmel in ihren Räumen auffinden, haben wir einen Ratgeber zum Thema Schimmel erkennen, testen lassen und entfernen.
Ungiftige Pflanzen für Kinderzimmer
Pflanzen, die im Zimmer Ihrer Kinder stehen, dürfen selbstverständlich kein Gift enthalten. Kombiniert mit einer unkomplizierten Pflege, die auch mal einen Wassertropfen zu viel oder zu wenig verzeiht, und einer robusten Statur, die sich auch nicht über überschwängliche Zuneigung beschwert, erhalten Sie die perfekte Pflanze für das Spiel- und Schlafzimmer Ihres Zöglings.
Top 9 der besonders beliebten Blumen für Kinderzimmer:
- Grünlilie: Genügsames Luftreinigungswunder - begnügt sich mit wenig Licht und bildet zahlreiche Ableger, die eingetopft werden können.
- Zyperngras: Liebt nasse Füße und empfiehlt sich daher besonders für fleißige kleine Gießexpertinnen und –experten.
- Bogenhanf: Robuster Nachtarbeiter - Produziert Sauerstoff während Ihr Kind nachts schläft und bietet so eine Alternative zum offenem Fenster. Zudem weist der Bogenhanf exzellente Luftreinigungseigenschaften auf, braucht wenig Licht und Wasser.
- Aloe Vera: Pflanze mit Superkraft – spendet viel Sauerstoff und ihr Gel heilt kleine Verletzungen. Dabei mag sie es lieber trocken und fühlt sich daher bei kleinen Gießmuffeln besonders wohl.
- Kresse: Eigener Kräutergarten - Hier können Kinder dabei zuschauen, wie aus Samen kleine, essbare Pflänzchen entstehen. Dafür ist regelmäßiges Gießen allerdings Pflicht.
- Bergpalme: Urlaubsfeeling pur - Pflegeleichte, kleinbleibende Palmenart, die etwas mehr Wasser braucht, sich aber im Gegenzug mit einem Schattenplatz begnügt.
- Chinesischer Roseneibisch: Hübscher Farbtupfer - Liebt einen sonnigen Standort und bedankt sich dafür mit farbenfrohen Blüten.
- Osterkaktus: Stachelfreier Kaktus – wandelt auch nachts Sauerstoff um und sorgt dank seiner luftreinigenden Eigenschaften für ein gutes Raumklima. Bildet hübsche Blüten und benötigt nur wenig Wasser. Aufgrund seines filigranen Aufbaus eher für größere Kinder geeignet, die die Pflanzen nicht ständig anfassen.
- Venusfliegenfalle: Für Mutige – Kinder lieben es, dabei zuzuschauen, wie sich die Blätter während des Beutefangs zusammenklappen. Für das Spektakel will die Pflanze jedoch mit reichlich Sonne und Wasser belohnt werden.
6 Vorteile von Pflanzen im Kinderzimmer
Bereits Ende der 1980er Jahre fand die NASA (National Aeronautics and Space Administration) in einer groß angelegten Studie zu Luftreinigung in Raumstationen heraus, dass Pflanzen das gesunde Raumklima in Innenräumen positiv beeinflussen können. Die Studie ist bis heute maßgebend und listet eine Bandbreite der Vorteile von Zimmerpflanzen:
- Verbesserung des Raumklimas
- Funktion als Luftfilter
- Lärmdämmung
- Unterstützung beim Stressabbau
- Steigerung der Produktivität
- Übernahme von Verantwortung
Vorteile, von denen wir alle profitieren, und die zeigen, dass Pflanzen durchaus auch ihre Berechtigung in Kinderzimmern haben.
1. Pflanzen für gute Raumluft
Zimmerpflanzen tragen tagsüber zu einem gesunden Raumklima bei. Kinderzimmer werden tagsüber meist als Spielzimmer genutzt und an kälteren Tagen daher gut geheizt, bevor sie abends als Schlafzimmer dienen. Das Heizen kann die Luft vor allem im Winter sehr trocken machen, sodass die Luftfeuchtigkeit im Kinderzimmer oft unter dem optimalen Wert von 40 bis 65 Prozent liegt. Das kann dazu führen, dass die Schleimhäute in Mund, Nase und Rachen austrocknen und die Anfälligkeit für Erkältungen oder auch die Beschwerden für Asthmatiker oder Allergiker steigen. Neben Sauerstoff geben Pflanzen Feuchtigkeit an die Luft ab und verbessern so die Luft. Regelmäßiges Lüften ist dennoch sinnvoll.
2. Pflanzen als Luftfilter
Pflanzen beugen trockener Luft vor, denn durch ihre Feuchtigkeitsabgabe erhöhen sie die relative Luftfeuchtigkeit – die Luftqualität verbessert sich nachhaltig. Im Rahmen der Forschungsstudie der NASA fand man außerdem heraus, dass Zimmerpflanzen Schadstoffe aus der Luft filtern und reduzieren können. Sorgen also bestimmte Pflanzen für gesunde Raumluft?
Leider nur teilweise: Die Bedingungen, unter denen die Studie der Weltraumbehörde durchgeführt wurde, sind in normalen Haushalten nicht gegeben. Um einen ähnlichen Effekt der „Luftreinigung“ zu erreichen, müsste man extrem viele Pflanzen im Raum aufstellen. Das hätte allerdings wieder den oben schon genannten negativen Effekt: Je mehr Pflanzen in einem geschlossenen Raum, desto mehr Sauerstoff brauchen sie nachts, wodurch sich die Luft dann nachts verschlechtern kann.
Wie viele Schadstoffe sich in einem Raum ansammeln, hängt letztendlich auch von der Belüftung ab. Gerade bei vielbeheizten Kinderzimmern sollte regelmäßig richtig gelüftet – bzw. präziser – die Raumluft einmal komplett ausgetauscht werden, um Schadstoffe abzuführen. Das hilft in der Regel auch gegen zu trockene oder feuchte Luft. Nutzen Sie ein Hygrometer, um eine optimale Luftfeuchtigkeit sicherzustellen und bei Abweichungen entsprechend gegenzusteuern.
3. Blumen im Kinderzimmer als Lärmdämmung
Wenn Ritter mit Superhelden kämpfen, Bauklötze fallen oder Geschwister streiten, dann wird es oft laut im Kinderzimmer. Pflanzen können hier einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Raumakustik leisten. Ähnlich wie Teppiche absorbieren sie Geräusche und reduzieren Lärm, vor allem unangenehm hohe Frequenzen wie zum Beispiel Kindergeschrei, das selbst in einem Kinderzimmer im Dachgeschoss deutlich zu hören ist.
4. Positive psychologische und gesundheitliche Auswirkung
Wir können es uns selbst nicht so richtig erklären, aber wir Menschen fühlen uns einfach wohler, wenn wir von Grünpflanzen umgeben sind. Im Zeitalter der Digitalisierung sind wir tagtäglich vielen visuellen Reizen ausgesetzt, wenn wir fast rund um die Uhr vor flimmernden Bildschirmen sitzen oder unser Blick am Handydisplay klebt. Die Folge: Ermüdungserscheinungen und Stress. Das gilt vor allem für die jüngere Generation und für Kinder.
Reizüberflutung zum Beispiel durch zu viele Freizeitangebote ohne Ruhepausen und ständiges Bildschirmflimmern können bei Kindern unter anderem zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen führen. Am besten ist es, sich vor dem Schlafengehen oder dem Lernen auf Dinge mit niedrigem Reizfaktor zu konzentrieren, wie etwa Pflanzen. Professor Virginia Lohr fand 1996 in einer Studie über die Vorteile von Pflanzen heraus, dass Pflanzen physische Zeichen von Stress reduzieren. Diese äußern sich beispielsweise durch erhöhten Blutdruck und beschleunigte Pulsfrequenz. Schon allein der Anblick von Natur, auch in Form von Zimmerpflanzen, entspannt uns offenbar – und hilft uns dabei, Stress abzubauen.
5. Mit Pflanzen die Konzentration steigern
Pflanzen helfen uns aber nicht nur bei der Stressbewältigung, sie tragen gleichzeitig zu unserer Konzentration bei und steigern unsere Produktivität. Das ist unter anderem evolutionär bedingt: Der Mensch hat sich mit oder genauer in der Natur entwickelt und ist bis heute mit ihr verbunden, was die beruhigenden Auswirkungen erklärt. So fanden Studien heraus, dass allein die passive Anwesenheit von Pflanzen ausreicht, um von ihnen zu profitieren. Getestet wurden die Auswirkungen bereits an Schülern, die verschiedene Aufgaben erledigen sollten. Ergebnis: Die Schüler, die diese Aufgaben in Zimmern mit Blick auf Bäume und Gras erledigten, waren produktiver und weniger geistig erschöpft als diejenigen mit Blick auf Gebäude, Parkplätze oder Gehwege.
Deswegen setzt man in Schulen und Kindergärten vermehrt auf Zimmerpflanzen, um durch ihren Anblick kurze Momente der Entspannung und Entlastung zu erzeugen, sodass man sich anschließend wieder konzentrierter an die Aufgabe setzen kann. Einer der Gründe, warum es Sinn macht, die Natur wieder mehr in unsere Häuser zu lassen – sei es durch Blumen oder durch große Fenster, die die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen lassen. Von letzteren profitieren wir gleich doppelt: Durch die Fenster fällt viel Tageslicht in die Innenräume, was nicht nur essentiell für die Photosynthese von Pflanzen ist, sondern auch das Wohlbefinden und die Stimmung von uns Menschen verbessert.
6. Kinder wachsen an den eigenen Pflanzen
Vom Kontakt zu Pflanzen profitieren Kinder genauso wie Erwachsene. Neben gesundheitlichen Aspekten sind Pflanzen für Kinder zusätzlich auch pädagogisch wertvoll. Denn es geht nicht nur darum, Pflanzen als Dekoration in Kinderzimmern zu platzieren, sondern vielmehr können Kinder im Umgang mit den grünen Mitbewohnern einiges lernen: Sich um eine Pflanze zu kümmern, fördert das Verantwortungsgefühl. Sie muss regelmäßig gegossen und gelegentlich umgetopft werden. Mit der Pflanze wächst auch das Verantwortungsbewusstsein der Kinder. Benötigen sie zu Beginn vielleicht noch die Unterstützung der Eltern, können sich Kinder mit der Zeit zunehmend selbstständig um die Pflanze kümmern und mehr Eigenverantwortung übernehmen. Nicht zu vergessen, wie faszinierend es für die Kinder ist, die Pflanze beim Wachsen zu beobachten – und zu wissen, dass sie selbst für ihren eigenen kleinen urbanen Dschungel verantwortlich sind. Wie wäre es zum Beispiel damit, einen Flaschengarten selber zu machen?
Pflanzen im Babyzimmer
Pflanzen im Kinderzimmer? Ja! Aber für Babys auch? Hier sind sich viele aus ähnlichen Gründen unsicher wie bei Blumen im Kinderzimmer. Wer Sorge um schimmelige Erde hat, kann eine geruchsarme und ungiftige Pflanze wählen, die in Tongranulat wächst. Dieses ist weniger anfällig für Schimmel. Es kann jedoch auch leichter verschluckt werden. Ungewollter Zugang zu den Zimmerpflanzen durch Kleinkinder kann jedoch gut vermieden werden. Sie können die Blumen beispielsweise in einem dekorativen Mini-Gewächshaus platzieren. Zudem sind Fensterbretter häufig außer Reichweite.
Es ist es richtig, dass die Topffüllung prinzipiell einen guten Nährboden für Krankheitskeime bildet. Ein klares Nein gegen Pflanzen im Babyzimmer ist aber nur auszusprechen, wenn beim Baby eine Schimmelpilzallergie diagnostiziert wird.
Checkliste für das „grüne“ Kinderzimmer
Natürlich gilt es bei Pflanzen im Kinderzimmer einige Punkte zu beachten, denn nicht alle Pflanzen sind für Kinder und insbesondere Kleinkinder geeignet. Das Alter der Kinder, eventuelle Allergien oder andere gesundheitliche Einschränkungen sind entscheidend dafür, welche Pflanzen für das Kinderzimmer empfehlenswert sind.
Checkliste:
- Keine giftigen Zimmerpflanzen: Viele Pflanzen sind bei Hautkontakt oder Verzehr giftig und sollten für Kinder deswegen nicht direkt zugänglich sein.
- Keine stark duftenden Blumen im Kinderzimmer: ein zu starker Geruch kann den Schlaf stören oder Kopfschmerzen auslösen.
- Keine Pflanzen, die Allergien auslösen können, wie z. B. Birkenfeige. Am besten auf Blumen verzichten und auf nichtblühende, pollenfreie Arten setzen.
- Vermeidung von Verletzungen: Vor allem bei kleinen Kindern keine Pflanzen mit Stacheln, Dornen und scharfen Kanten wie zum Beispiel Kakteen nutzen.
- Pflegeleichte Pflanzen bevorzugen, die auch überleben, wenn Kinder unregelmäßig gießen, zum Beispiel Zyperngras.
- Pflanzen in erreichbarer Nähe für Kinder aufstellen, sodass sie sie eigenständig gießen können.
Am besten sind Pflanzen geeignet, die Kinder faszinieren, weil sie schnell wachsen, essbar sind oder ausgefallen aussehen. So bleibt das Interesse bestehen. Beachten Sie diese Punkte und das individuelle Interesse der Kinder, dann steht dem eigenen „Urban Jungle“ im Kinderzimmer nichts mehr im Wege.
FAQ – Häufige Fragen zu Pflanzen fürs Kinderzimmer
Welches ist die beste Pflanze für Kinderzimmer?
Geeignete Pflanzen für Kinderzimmer gibt es viele. Für Naschkatzen eignet sich zum Beispiel Kresse oder Basilikum. Wer gerne Blüten mag, wird gefallen am Usambaraveilchen finden, das sich zudem toll anfühlt. Wenn Sie Tongranulat verwenden möchten, bieten sich zum Beispiel Goldfruchtpalme und Zwergpfeffer an. Die Grünlilie ist der richtige Begleiter, wenn Sie sich ein gutes Raumklima durch Pflanzen wünschen. Sie gilt zudem als Luftreiniger. Grünlilien eigene sich zudem für Ableger-Experimente mit Kindern.
Verbrauchen Pflanzen Sauerstoff?
Ja, nachts verbrauchen viele Blumen und Pflanzen Sauerstoff. Sie produzieren aber viel weniger Kohlendioxid als ein Haustier oder ein Mensch. Es besteht also keine Gefahr für Ihre Kinder und Kleinkinder. Wer sich dennoch unwohl fühlt, wählt Pflanzenarten, die nachts keinen Sauerstoff benötigen. Aloe Vera ist hier ein kinderfreundliches Beispiel.
Welche Zimmerpflanzen sind pflegeleicht und kinderzimmertauglich?
Ungiftige Pflanzen für Kinder gibt es viele. Besonders pflegeleicht und schön anzusehen ist zum Beispiel der Osterkaktus mit seinen prächtigen Blüten. Ebenfalls unbedenklich und unkompliziert sind der Chinesische Roseneibisch und die üppige Bergpalme.