Wespennest unterm Dach: Vorbeugen & Umsiedeln
Wenn es im Obergeschoss summt, dann haben Sie möglicherweise ein Wespennest unter dem Dach. Zunächst gilt: Ruhe bewahren. Wespen sind relativ ungefährlich – nur zwei von elf Wespenarten in Deutschland gehen überhaupt auf Nahrungssuche bei Menschen. Wollen Sie Wespennester dennoch loswerden, müssen Sie Experten verständigen. Wespen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht grundlos gefangen, getötet oder vertrieben werden.
Wespennest unter Dachziegel oder im Dach?
So schön der Hochsommer ist, gibt es oft einen kleinen Wehrmutstropfen: Ob Picknick am See oder Abendessen auf der eigenen Terrasse, sobald Nahrungsmittel ausgepackt werden, sind die Wespen oft nicht fern. Die natürliche Reaktion: schnell weg. Flucht ist jedoch keine Alternative, wenn Wespen samt Wespennest unter dem Dach einziehen. Für unser Ökosystem übernehmen Wespen wichtige Aufgaben wie Bestäubung und Schädlingsbekämpfung. Für Eigenheimbesitzer sind Sie jedoch eine Belastung für Nerven, Bausubstanz und Dachdämmung. Wenn Sie ein Wespennetz auf dem Dachboden oder am Haus entdecken, sollten Sie wissen, was zu tun ist.
Wo bauen Wespen bevorzugt ihr Nest?
Zunächst müssen Sie beliebte Wespennistplätze kennen. Wespen suchen dunkle, trockene und geschützte Räume. Da kommen Hohlräume, die charakteristisch für Kaltdächer sind, oder Dachböden gelegen. Folgende Verstecke sind bei Wespen beliebt:
- Rollladenkasten
- Dachziegel
- Dachüberstand
- Dachbalken
- (Dach-)fenster
- Spalten und Risse im Mauerwerk
- Schuppen/Unterständen im Garten
Häufig finden sich Wespenester an Südwestseiten von Häusern. Hier entstehen ideale Temperaturen für die Brutpflege.
Wann beginnen Wespen mit dem Nestbau?
Um den Wespennestbau und die mögliche Ansiedlung am eigenen Zuhause besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf den natürlichen Zyklus eines Wespenvolks:
Wespenvölker überdauern etwa ein Jahr. Während jedes Wespenvolk im Winter stirbt, verfallen befruchtete Jungköniginnen in Winterstarre. Anfang bis Mitte April erwachen die Jungköniginnen aus dem Winterschlaf, suchen Nistplätze und beginnen mit dem Nestbau. Aus Materialien wie Holzfasern bauen sie zwischen zehn bis 20 Brutwaben, die sie mit befruchteten Eiern versehen. Aus diesen schlüpfen Arbeiterinnen, die das Nest erweitern.
Im Sommer wächst das Wespenvolk auf bis zu 4.000 Exemplare heran. Die Wespenhochsaison liegt zwischen Juli und August. Zu diesem Zeitpunkt ist die Brutpflege abgeschlossen: Arbeiterinnen kümmern sich vor allem um Nahrungssuche, die männlichen Drohnen um die Begattung von Jungköniginnen. Im Spätherbst sterben sowohl die Drohnen als auch die Altkönigin, während befruchtete Jungköniginnen Winterquartiere suchen. Der Wespenstaat stirbt im Winter, und der Kreislauf beginnt erneut.
Wespennester und das Bundesnaturschutzgesetz
Wespen stehen gemäß Bundesnaturschutzgesetz (§39, Abs. 1, Nr. 1 und 3) unter Schutz. Das bedeutet, dass Sie Wespen nicht stören, fangen, verletzen oder töten dürfen. Gleiches gilt für Wespennester im Dach oder am Haus. Grundlose Zuwiderhandlungen können Bußgelder bis zu 20.000 Euro für einfach geschützte Arten und bis zu 65.000 Euro für besonders geschützte Arten wie Kreiselwespen, Kopfhornwespen oder Hornissen bedeuten.
Wespenvolk umsiedeln: Was ist erlaubt?
Da Wespenvölker geschützt sind, kommt die Zerstörung des Wespennests nicht in Frage. Welche Optionen bleiben jedoch, wenn Sie Wespen unter Dachziegeln vertreiben möchten oder sich mit einem Wespennest im Dach unwohl fühlen? Ist das Nest bereits da, bleibt nur der Rat von Experten. Dazu zählen Naturschutzbehörden, Imker, Feuerwehren oder professionelle Schädlingsbekämpfer.
Eine Nestumsiedlung ist nur in Ausnahmefällen erlaubt, z.B. bei Allergien, gefährdeten Kindern oder Tieren. Ob eine Umsiedlung möglich ist, entscheiden Fachleute. Ein Wespennest umzusiedeln, kostet zwischen 100 und 300 € - im Frühjahr, wenn der Wespenstaat noch kleiner ist, ist der Aufwand geringer und somit auch günstiger. Wichtig zu wissen ist, dass auch Schädlingsbekämpfer Wespen nicht bekämpfen, sondern Nester nur ablösen und umsiedeln dürfen. Überlegen Sie vorher, ob Sie sich mit Ihren fleißigen Untermietern nicht doch arrangieren können. In der Regel ist das Wespennest ab dem Spätherbst unbewohnt.
So können Sie den Nestbau vorbeugen
Um Nestbauten und summende Mitbewohner von Anfang an zu vermeiden, hilft einfache Prävention.
Tipp 1: Öffnungen an Rollladenkästen verschließen
Wespen lieben Rollladenkästen. Sie sind dunkel, geschützt und wohltemperiert. Dafür können Wespen hier auch merklichen Schaden an Zugbändern und Holzkästen anrichten oder Rollläden blockieren. Sorgen Sie mit Bürstendichtungen vor und verschließen Sie so mögliche Zugänge.
Tipp 2: Risse in Dach und Hauswand verschließen
Wespen, die in Rissen in Fassaden oder unter dem Dach nisten, können sich beim Nestbau ins Baumaterial hineinfressen und Schäden an Bausubstanz, Fensterrahmen und Dämmung verursachen. Blockieren Sie diese Schlupflöcher frühzeitig mit Gips, Bauschaum oder Silikon. Um sowohl Wespen als auch andere Tiere wie Mardern auf dem Dachboden den Zugang von vornherein zu verwehren, sollten im Zuge einer Dachsanierung bei Altbauten mögliche Öffnungen verschlossen werden.
Tipp 3: Insektenschutzgitter
Bei Wespennestern in Rollladenkästen schützt ein am Fenster angebrachtes Fliegengitter vor unliebsamen Besuchen der Wespen in Innenräumen. Fragen Sie bei Ihrem Wespenberater nach, ob er den Insektenschutz am Fenster für Sie anbringt. So kann das Wespennest bestehen bleiben und Sie müssen sich keine Sorgen um Wespen im Haus machen.
Tipp 4: Nestattrappen aufhängen
Wespen lassen sich mit sogenannten Wespennest-Attrappen austricksen. Die Nestattrappen werden an möglichen Nistplätzen aufgehängt, so dass eine Königin das Dach als besetzt wahrnimmt. Nestattrappen sind online und im Baumarkt erhältlich.
Tipp 5: Alte Nester hängen lassen
Alte Wespennester werden dem Bund für Umwelt und Naturschutz zufolge nie zweimal besiedelt. Lassen Sie ein altes Nest als Abschreckung also einfach an Ort und Stelle hängen.
Tipp 6: Nistplätze reinigen
Wespen sind geruchsempfindlich und orientieren sich an Gerüchen von Artgenossen. Beugen Sie vor, indem Sie alte Nistplätze sorgfältig reinigen. Im Frühjahr können Sie zusätzlich ätherische Öle oder Kräuter nutzen, um Wespen abzuschrecken. Besonders empfindlich reagieren sie auf Pfefferminz, Lavendel, Teebaumöl, Basilikum, Nelken und Knoblauch.
Tipp 7: Dachbegrünungen für Artenvielfalt
Wespen sind wichtige Insekten für die Natur. Wer also sein Dach einerseits isolieren, mögliche Öffnungen verschließen und gleichzeitig Artenvielfalt fördern will, sollte eine Dachbegrünung in Erwägung ziehen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Wespennest unter dem Dach
Wie vertreibe ich Wespen unter dem Dach?
Wespen sind wichtig für die Artenvielfalt in Deutschland und stehen daher unter Naturschutz. Die Insekten zu fangen, zu töten oder zu verletzen sowie ihr Nest mutwillig zu beschädigen oder zu zerstören, ist nicht erlaubt und wird mit einem Bußgeld geahndet. Daher gilt: Ist das Wespennest bereits unter dem Dach, fragen Sie Experten wie Naturschutzbehörden, Imker, die Feuerwehr oder Schädlingsbekämpfer an.
Können Wespen im Dach Schäden anrichten?
Da Wespen Materialien wie Holzfasern oder holzähnliche Stoffe zum Nestbau nutzen, können Schäden am Dachstuhl, in Hausfassaden, an der Dämmung sowie Rollladenkästen (Zugbänder und Holzkästen) entstehen.
Können sich Wespen ins Mauerwerk fressen?
Wespen verfügen über starke Kieferzangen, mit denen Sie sich ins Mauerwerk fressen können. Dies ist meist der Fall, wenn Risse in Hauswänden zu eng für das Nest werden.
Warum fliegen Wespen unter Dachziegel?
Wespen suchen nach dunklen, geschützten Orten, die ideale Temperaturen für die Brut bieten. Aus diesem Grund schlüpfen Wespen auch unter Dachziegel, um ihr Nest zu bauen.